Berufsausbildung trotz sehr schwieriger Familienverhältnisse

Erfolgsgeschichte aus dem Bereich „Berufsorientierung“

Manchmal scheint der Lebensweg vorgezeichnet: Schwere Kindheit, Sucht, schließlich Arbeitslosigkeit? Doch bei vielen Jugendlichen gilt es, die Potentiale zu fördern, so dass es weitergeht mit der Entwicklung hin zu einem selbstständigen und suchfreien Leben. Katharina Meram, Sozialpädagogin in der Berufsorientierung bei anderwerk, schildert den Weg der jungen Christine Maier* aus maroden Familienverhältnissen, die immer weiter geht und nicht  aufgibt, sich zu entwickeln …

Maler

Mit 15 Jahren ergriff Christine aufgrund häuslicher Gewalt die Flucht von zuhause. Nach Zwischenstationen bei Freunden wohnte sie teilweise bei ihrem schwer alkoholabhängigen Vater, der seine Tage auf der Parkbank zubrachte. Doch auch sie selbst griff früh zur Flasche und konsumierte zusätzlich Drogen.

Katharina Meram erzählt: „In einem unserer ersten Gespräche erzählte mir Christine, dass sie das letzte Mal bewusstlos ins Krankenhaus eingeliefert worden sei. Die Krankenschwester habe ihr klipp und klar zu verstehen gegeben, dass sie es beim nächsten Mal nicht schaffen würde.“ Sie sagte, dass sie auf diese Art sehr sicher ihr Leben verlieren würde, so Meram. Der Schock und die Angst vor dem Tod, führten dazu, dass Christine Maier von da an ihr Leben ändern wollte. Das Jobcenter habe sie anschließend an anderwerk in die Berufsorientierung vermittelt. Nach ihrem zweiten Entzug versuchte sie sich bei der Berufsorientierung in verschiedenen Bereichen. Sie verbrachte ein paar Tage  in der Schreinerei und sah sich den Bereich Siebdruckerei an. Katharina Meram erklärt: „Meine Aufgabe war zunächst, sie zu stabilisieren, schließlich war ihr Leben bislang alles andere als geregelt verlaufen.“

Erfolgreiche Stabilisierung dank guter Zusammenarbeit

Die Stabilisierung verlief dann sehr positiv. Laut Meram reduzierten sich ihre Fehlzeiten und ihre Zuverlässigkeit stieg an. Doch natürlich gab es auch Rückschläge: „Einmal hatte Christine zufällig ihren volltrunkenen Vater im Supermarkt getroffen. Dieser Mangel an Vorbild und Lebensinhalt war für das Mädchen sehr schwer zu ertragen“, so die Sozialpädagogin. Wichtig war darum auch, dass anderwerk die Verbindungen herstellte zu Betreuungs- und Beratungsstellen, wie Condrops, die die Jugendliche dabei unterstützte, drogenfrei zu bleiben. Auch die Schuldenberatung war eine wichtige Anlaufstelle für den Teenager: Aufgrund der gewalttätigen und psychisch kranken Eltern hatte sie zuhause keinerlei Halt und auch nie gelernt, Verantwortung für sich, ihr Leben oder ihren Besitz zu übernehmen. All das lernte sie im Lauf der Zeit durch verschiedene Anlaufstellen, die eng zusammenarbeiten.

Malermeister in spe

Schließlich vermittelte anderwerk sie zur Diakonie, wo sie nach einem Praktikum jetzt eine Ausbildung zum Siebdruckerin macht.

Katharina Meram begleitete sie so auf einem sehr wichtigen Stück seines Lebensweges und sagt: „Ein absoluter Erfolg ist, dass Christine diese Veränderung ihres Lebens auch selber wollte. Und, dass sie infolge unserer Gespräche bereit war, für sich und ihr Leben einzustehen.“ Sie resümiert: „Darum ist es so schön, mit Jugendlichen zu arbeiten: Sie haben noch so viel Zeit vor sich und damit auch zahlreiche Möglichkeiten, ihren Weg zu finden.“

*Name von der Redaktion geändert