Trotz Konzentrationsschwäche zum Abschluss
Erfolgsgeschichte Berufsorientierung
Patricks damaligem Chef war sicher nicht klar, was er mit seinem Konkurrenzkampf auslöste, doch den damals 17 jährigen stürzte der Verlust der Lehrstelle in eine schwere psychische Krise. Sein Berufsziel verloren, sein Selbstwertgefühl gestört. Heute, nach eineinhalb Jahren bei anderwerk, hat Patrick eine neue Lehrstelle, einen neuen besten Freund und die Depression überwunden.
Sie waren zu dritt in der Fahrradwerkstatt in München. Drei Azubis, doch nur eine tatsächliche freie Lehrstelle. Nach der Probezeit durfte nur der Beste bleiben und das war nicht Patrick. Dass ihn das in Depression und Versagensangst bringen könnte, hatten weder er noch seine Eltern erwartet. Die hatten ihn ermuntert, die Ausbildung zum Zweiradmechaniker anzutreten, jobbte er doch schon während der Schulzeit gern und viel in einem Fahrradladen. Dass der Rausschmiss ausgerechnet kurz vor Weihnachten erfolgte, machte die Situation nicht besser. Patrick stand vor dem Nichts.
Hermann Heinrich, Sozialpädagoge bei anderwerk sagt: „Patricks Eltern unterstützen ihn sehr engagiert und das trotz der sieben weiteren Geschwister. Sie ermunterten ihn während der ganzen Zeit bei uns am Ball zu bleiben und alles zu geben und das hat sich auch ausgezahlt.“ Patrick trat vom ersten Tag an zuverlässig und verlässlich bei anderwerk an. Manfred Trojer von anderschule beschreibt ihn als einen eher angepassten und unauffälligen Jugendlichen, der sich gut und gerne integriert und tut, was seine sehr umsorgenden Eltern sagen. Zwar war er auch an der Realschule in Neuperlach gut integriert, doch konnte er mit seinem schlechten Notendurchschnitt von 4,5 nicht aufrücken. Und musste schließlich die Realschule ohne Abschluss verlassen. Als Grund für seine schlechten Noten definierte Manfred Trojer Patricks ADHS.
Konzentrationsmangel und Lernbeeinträchtigung
Zwar hatte er Medikamente zur Unterstützung seiner Konzentrationsfähigkeit genommen, doch reichte es auch dann meist nur bis mittags. Hinzu kam Patricks Begeisterung für Computerspiele, die er dann auch in der Mittagspause auslebte. Manfred Trojer sagt: „Nach der Pause war seine Aufmerksamkeit komplett weg. Doch zeigt die langjährige Erfahrung, würde ich ihm ein Verbot aussprechen, käme er nicht mehr zur anderschule.“ Diese Leidenschaft fürs Gaming erweiterte Patrick allerdings auf generelles Interesse an PC und Hardware. Auch sein Prüfungsfach Informatik war dann ganz seinem Interesse entsprechend. Und das führte schließlich auch zu einem Happy End.
Zunächst stand aber die Prüfung an: „Er ging zum Lernen in die Bücherei, hatte Einzelunterricht bei mir und wollte es schaffen. Seine ADHS hat ihm leider in jedem Fach eine Note gekostet. So wurde es am Ende ein Mittelschulabschluss statt eines Quali. „Wir, also seine Eltern und ich, hatten ihn zur Nachprüfung überredet. Leider hat es dann nicht gereicht“, so Manfred Trojer. „Aber“, so Trojer weiter, „ich finde es wichtig und gut, dass er es probiert hat.“ Und Hermann Heinrich ergänzt: „Patrick hat sich von 4,5 auf 3,2 verbessert. Das ist eine enorme Leistung im Rahmen seiner Möglichkeiten. Es kommt ihm hier zugute, dass er Dinge auch zwei- oder dreimal macht, bis sie ihm gelingen.“
Computer sind seine Welt
Parallel zur anderschule probierte sich Patrick in der Berufsorientierung aus. Unser Anleiter der Berufsorientierung bei anderwerk sagt: „Patrick kam rein und ich hatte das Gefühl ‚der schafft das hier‘. Er ist freundlich, teamfähig und hat ein klares Bild von sich und der Welt ohne dabei verbohrt zu sein. Ein sehr lösungsorientierter Mensch.“ Das Coaching durch IBZ-Jugend half ihm bei der Suche nach Praktikums- und Ausbildungsstellen. Im Rahmen der Berufsorientierung verbrachte Patrick dann zweimal zwei Wochen in der Elektroabteilung von anderwerk. Hermann Heinrich sagt: „Hier ist er aufgeblüht.“ Der erst zurückgezogene Junge kam dort ins Fachsimpeln und schien ein neues Ziel zu finden.
Patrick hat nun eine Ausbildung zum IT-Fachinformatiker bei anderwerk angetreten. Normalerweise wäre hierfür ein Realschulabschluss, ein guter Quali oder sogar ein FOS-Abschluss Voraussetzung. anderwerk beziehungsweise die Jugendhilfeausbildung gibt Patrick diese Chance, weil er in der Berufsorientierung bewiesen hat, was er unter Anleitung umsetzen kann. Diese große Chance ergreift Patrick jetzt und seine Unterstützer bei anderwerk, Manfred Trojer, Hermann Heinrich und unser Werkstattleiter, sind sich sicher: „Er schafft das“.
*Name von der Redaktion geändert