Flucht, Zwangsheirat – neue Freiheit inklusive Festanstellung
Erfolgsgeschichte aus dem Bereich „Hilfe zur Arbeit“
„Halima Abukar* war 32 Jahre alt, als wir Sie bei ‚Hilfe zur Arbeit‘ kennenlernten“, erinnert sich Klaus Bilek, ihr Betreuer bei anderwerk. Der Wunsch der jungen Frau: Eine Beschäftigung im Bereich Seniorenbetreuung. Als Jugendliche hatte sie eine Ausbildung zur Altenpflegefachkraft begonnen, diese allerdings aufgrund privater Ereignisse nicht abgeschlossen. Nach einem Jahr war sie dadurch „nur“ Altenpflegehilfskraft.
Im Alter von zehn Jahren war Halima Abukar mit ihrer Familie aus dem bürgerkriegsgeschüttelten Somalia geflohen. Sie integrierte sich schnell, absolvierte den deutschen Hauptschulabschluss und besitzt heute einen deutschen Pass. Die Familie blieb jedoch den somalischen Traditionen treu und verheiratet das junge Mädchen mit einem ihr unbekannten Mann. Aus dieser Zwangsehe hat sie drei Kinder im Alter von elf, fünf und drei Jahren.
Ende 20 beschließt Halima Abukar sich gegen den Willen ihrer Familie zu stellen: Sie verlässt mit den Kindern ihren Ehemann und ihre Heimat Hessen und lebt fortan als alleinerziehende Mutter in München.
„Hilfe, ich möchte in der Pflege arbeiten“
Im Zuge dieses Schrittes in die Selbstständigkeit möchte Halima Abukar auch wieder in ihren Beruf zurückkehren. „Ihr war damals auch bewusst, wie schwierig der Einstieg in den Pflegebereich sein wird“, erinnert sich Klaus Bilek. „Mit ihren Kindern konnte sie ja weder Vollzeit, noch im Schichtdienst arbeiten …“
Aber Halima Abukar liebt den Umgang mit älteren Menschen und möchte außerdem ihren Kindern ein Vorbild sein und keinesfalls als Arbeitslose gelten. „Wir setzen bei „Hilfe zur Arbeit“ alles daran, dass die Arbeitszeit den Möglichkeiten der Frauen angepasst wird, erklärt Klaus Bilek. „Darum“ so Bilek weiter, „begann Frau Abukar eine Tätigkeit in einem Altenpflegeheim der AWO, das unweit ihres Wohnorts in München-Pasing gelegen ist. Sie unterstützte das dortige Pflegefachpersonal von Montag bis Freitag von halb neun, nachdem sie ihre beiden Kleinen in den Kindergarten gebracht hatte, bis um halb drei. So schaffte sie es rechtzeitig nach Hause, um ihrem ältesten Kind, das nach der Schule und der Mittagsbetreuung schon zuhause wartete, ein Mittagessen zu bereiten.“
„Toll, wie motiviert Halima immer ist“
Bei den Reflektionsgesprächen im Pflegeheim waren die Ansprechpartner*innen des Altenheims begeistert von Halima Abukar: Das Lob reichte von „Sie hat sich super in die Arbeit eingefügt“ über „das Team mag sie sehr sehr gern“ und „die Bewohner*innen fühlen sich bei Halima in guten Händen“ bis „ihre Erfahrung in dem Bereich ist deutlich zu spüren“ und „toll, wie motiviert Halima immer ist“.
Sehr gerne würde man Frau Abukar sogar eine feste Anstellung anbieten, wenn nur die Einschränkungen bezüglich ihrer zeitlichen Flexibilität nicht wären. In mehreren Modellen überlegten die Kolleg*innen von „Hilfe zur Arbeit“ gemeinsam mit der Leitung des Pflegeheims in Pasing , wie dieses Dilemma gelöst werden könnte.
Jederzeit wieder – Hilfe zur Arbeit
Die Lösung lag einerseits auf der Hand, ist aber für Halima Abukar sehr anspruchsvoll: Das Altenpflegeheim setzt sie fortan als sogenannte Springerin ein. Das heißt, sie arbeitet nun mit einer festen Arbeitszeit in dem Pflegebereich innerhalb des Heims, der personell den höchsten Bedarf hat. Das erforderte von Halima Abukar eine hohe Flexibilität! Immer wieder neue Kolleg*Innen, immer wieder neue Wohnbereichsleitungen, immer wieder neue Bewohner*Innen. Doch der Testlauf verlief für beide Seiten zufriedenstellend.
Frau Abukar ist heute fest angestellt und die Maßnahme bei Hilfe zur Arbeit somit erfolgreich beendet. Parallel überlegt Halima Abukar, die Ausbildung zur Altenpflegefachkraft zu absolvieren. Vielleicht aber auch erst, wenn die kleinen Kinder etwas größer sind … Wir von „Hilfe zur Arbeit“ werden sie jederzeit wieder unterstützen.
*Name von der Redaktion geändert