Amila räumt ihr Leben auf

Erfolgsgeschichte Tam-Stelle

„Ich möchte aufräumen und putzen. Das macht mir nichts aus. Ich habe in Bangladesch genug Dreck gesehen“, so erklärte Amila Dorsch* ihren Berufswunsch als Hauswirtschaftskraft. „Da bin ich einfach sehr deutsch“ fügt sie an und wendet sich den Waschmaschinen im Keller von anderwerk in der Hamburger Straße zu.

Amila Dorsch ist mit zehn Jahren nach Deutschland gekommen. Heute ist sie 39 Jahre alt, langzeitarbeitslos, lebt in einer Pension und hofft, bald mit ihren drei Kindern wiedervereint in einer Wohnung leben zu können. Der erste Schritt dorthin ist ihre Tam-Stelle bei anderwerk. T-A-M- steht für Teilhabe-am-Arbeitsmarkt.

Tam-Stelle bei anderwerk

Die zierliche Frau hat sehr früh versucht, auf eigenen Beinen zu stehen. Zwar fühlte sie sich bei ihrer deutschen Adoptivmutter in München-Großhadern sehr wohl und schwärmt von dieser wunderschönen Zeit. Dennoch verließ sie diese Geborgenheit und die gemeinsame Wohnung mit den zwei weiteren Geschwistern schon mit 16 Jahren. Bei der Wohnungssuche hat ihr damals das Jugendamt geholfen.

Nach der Hauptschule jobbte Amila Dorsch in einem Café. Eine Ausbildung zur Hauswirtschaftskraft begann sie erst im Alter von 20 Jahren. Da war sie bereits vier Jahre mit ihrem damaligen Freund liiert. Eine Beziehung die 20 Jahre halten und die ihr 20 Jahre Halt geben sollte.

Dieser Halt ging verloren. Und auch ihr 13-jähriges gemeinsames Kind lebt aktuell nicht bei ihr. Wie die zwei sehr kleinen Kinder der folgenden Partnerschaft ist es in einer Pflegefamilie untergebracht. Amila ist wohnungslos und hat in einer Pension Unterschlupf gefunden. Ihre Adoptivmutter ist bereits vor Jahren verstorben und zu den Geschwistern und den Ex-Partnern pflegt sie keinen Kontakt.

anderwerk erkennt Potenziale

Beruflich hat sie außer zahlreicher Praktika kaum Erfahrung gesammelt. Sarah Dormels, Sozialpädagogin bei anderwerk, erklärt: „Bislang ist sie wohl durchs Raster gefallen, hat sich privat wie beruflich isoliert und sich zur Einzelgängerin entwickelt.“ Und sie fährt fort: „Amila hatte es Zeit ihres Lebens nicht leicht. Dadurch, dass sie ihre linke Hand nicht bewegen kann, ist sie stark eingeschränkt.“ Das mache weder das Leben mit Kindern, noch das Arbeiten unbeschwert, fährt sie fort.

Kennengelernt hat die Sozialpädagogin ihre langzeitarbeitslose Kundin vor einem halben Jahr als Amila Dorsch einen AGH (Arbeitsgelegenheit) Job bei anderwerk angetreten hat, vermittelt vom Jobcenter. In dieser Zeit stabilisierte sie sich, fand durch die Arbeit eine Struktur und entwickelte eine gewisse Portion an Selbstbewusstsein.

„Bei uns, bei anderwerk, kennt Amila ihre Aufgaben und erklärt auch gerne“, so beschreibt Sarah Dormels den aktuellen Stand. Sie beeindrucke im Vergleich durch ihren Fleiß und ihr Verantwortungsbewusstsein und füge sich super in ihr Team ein. „Aber natürlich fällt Amila auch auf. Sie ist herzlich, aber exzentrisch. Motiviert, aber ungeduldig. Kommunikativ, aber eine Einzelgängerin.“.

Von der Tam-Stelle in die Festanstellung

Langfristig sieht das Team von anderwerk in ihr sehr viel Potenzial und alle sind sich sicher, dass Amila Dorsch den Schritt in den ersten Arbeitsmarkt schaffen wird. Für diesen Schritt hat Amila Dorsch nun zwei Jahre Zeit. Das ist die Befristung einer Tam-Stelle. Bis dahin will sie eine eigene Wohnung mieten, ihre Kinder regelmäßig treffen und final auch zu sich holen. Sie will vor allem so viele Bewerbungen rausgeschickt haben, dass sie Aussicht auf eine Festanstellung hat.

Große, aber schaffbare Ziele. Denn sie hat es schon sehr weit geschafft, wenn sie überlegt, wo und unter welchen Umständen sie die ersten zehn Lebensjahre verbracht hat.

*Name von der Redaktion geändert