Erlebnispädagogik: Kochen auf der Berghütte als Gruppenübung

Aktivitäten im Bereich „U-Turn“

Was ist bei jedem Hüttenausflug das Wichtigste? Richtig! Die richtige Verpflegung. Was sie essen wollten, hatten die 11 Azubis der anderwerk Schreinerei zuvor demokratisch abgestimmt und mit der Sozialpädagogin Natalie Stetter geplant: Schnitzel mit Kartoffel- und gemischtem Salat. Was bedeutete, dass vor der erlebnispädagogischen Fahrt an den Spitzingsee ersteinmal Einkaufen anstand. (Und hier reden wir nicht von geschnittenen, vorbereiteten Fleischscheiben und Fertigsalat, sondern von einem großen Stück Fleisch und ein paar Kilo ungeschälter Kartoffeln.) Zum Kochen als Übung kam es dann erst nachdem die Gruppe gemeinsam die Zugtickets besorgt hatte und zur Hütte spaziert war. Hier wartete dann gleich eine Gruppenübung auf die Jugendlichen bis 25 Jahren: Der Zauberstab!

Teambindung und Rangordnung

Die Aufgabe für die Jugendlichen, die oft unter Konzentrationsschwierigkeiten leiden, psychische Probleme haben und/oder legale oder illegale Drogen misbrauchten, klang zunächst simpel. Henry Ileka, Organisator und Leiter der Fahrt und zuständig für den Bereich Uturn bei anderwerk, würde einen Stab auf die ausgestreckten Finger der Jungs und Mädels legen. Jeder sollte versuchen, fortan immer in Kontakt mit dem Stab zu stehen. Die Herausforderung: im nächsten Schritt bemühten sich alle, mit ihren Hände den Boden zu berühren.

Klingt simpel, ist in der Umsetzung aber eine große Herausforderung: Wer gibt den Ton an in der Gruppe? Wer ist still? Wer muss herausgefordert werden? Wer kann gut zuhören? Wer macht Ansagen? Wie starr ist die Rangordnung? All diese Beobachtungen merkten sich die Anleiter Fritz Jung und Klaus Haas sowie die Sozialpädagogin Stetter, um in den folgenden Ausbildungsjahren darauf zu achten.

Von einem Erfoglserlebnis zum nächsten

Gemeinsam etwas geschafft, den Anforderungen genügt, auf einen gehört, die Aufgabe erfolgreich erledigt zu haben, machte jedes Gruppenmitglied glücklich und stolz. Dieses erste gemeinsame Erfolgserlebnis schweißte zusammen. „Diese Prozesse“, so Ileka, „spiegeln sich später bei anderen Tätikeiten auch wider.“

In der Reflexion nach der Zauberstabübung fragte Henry Ileka nach: „Habt ihr Euch gegenseitig zughört? Warum haben wohl nicht alle gleich mitgemacht? Hat sich irgendwer nicht gehört gefühlt? Kann es sein, dass Schweigen nicht gleichzusetzten ist mit Zustimmung?

Spätestens nach dieser Denkpause hatten alle Hunger. Die beste Motivation, um eine Aufgabe schnell zu erledigen, sei ein gemeinsames Interesse daran, erklärt Ileka später. Hier war der Hunger der Antrieb, also wollten alle kochen und alle waren an einem schnellen und guten Ergebnis interessiert!

Kochen als Prozess

Die Eigenmotivation war also groß und das Ergebnis dann auch sehr erfreulich. Die Jugendlichen schnitten das Fleisch, panierten und legten die Schnitzel in die heiße Pfanne. Parallel waren die anderen an Kartoffeln und Salat und so trug jeder einzelne zum Erfolg bei und wurde nachher direkt und indirekt gelobt.

Den ganzen Aufenthalt über durften übrigens alle legalen Suchtstoffe wie Handy oder Zigaretten nur in festen Pausen konsumiert werden. Und weil alle so busy waren, klappte auch das wunderbar. Von der Bergluft ermüdet, war die Nacht auch ruhig und am nächsten Tag wurden brav die Werkstattregeln selbst erarbeitet. Ein insgesamt sehr positiver (und leckerer) Ausflug für die Azubis, Betreuer und Organisatoren.