U-Turn: Erlebnisse wirken pädagogisch

Erlebnsipädagoge im Bereich „U-Turn“

Wie schaut ihr auf die Welt? Was habt ihr vor? Diese Frage stellt Jonathan Hof den Jugendlichen indirekt in seinen Projekten. „Am meisten kann ich bei den Jugendlichen bewirken, wenn wir gemeinsam etwas erleben.“ Das macht er in erlebnispädagogischen Aktionen wie Klettersteig erobern, Mountainbiken und Bergsteigen.

Jonathan Hof sagt: „Es gibt einen Moment, in dem ein Mensch empfänglich ist, in dem die Wahrheit rauskommt. Es sind die Momente, wenn der Mensch sich fragt, wann habe ich Angst, wann bin ich stolz. Diesen Moment zu treffen ist das perfekte Timing, um pädagogisch zu wirken.“

Grenzen überwinden am Klettersteig

So führt der Klettersteig die Jugendlichen an Grenzen heran. Hier stellen sie fest, dass sie mehr können als sie glauben. Im Idealfall kommen bei den Aktionen von Hof der Einfluss der Natur und eine geistige Herausforderung zusammen. Beispielsweise forderte er die Azubis bei anderwerk heraus durch Navigation mit einem Kompass und einer Karte. Daran schloss sich dann eine Klettertour an.

Der oder die Jugendliche tastet sich bei erlebnispädagogischen Ausflügen an Aufgaben heran. „Das Hindernis ist meist eine Kopfschranke und nicht die körperliche Fitness“, erklärt Hof. Es gelte, die innere Angst zu überwinden. Sobald diese Kopfschranke überwunden sei, trauten sich die Menschen mehr zu, wagten mehr und das strahle in alle Bereiche ab, auch in den schulischen beziehungsweise Ausbildungsbereich.

Einmal hatte er einen großen Angeber in der Gruppe, der alles besser wusste. Nur beim Klettern benötigte er Hilfe vom Bergführer. Zwei Monate später kam der Junge auf Hof zu und sagte: ‚Da war ich etwas ungeschickt beim Klettern. Zum Glück hatte ich Hilfe. Beim nächsten Mal kann ich’s dann aber besser.’ Hof erklärt den pädagogischen Effekt: „Der Junge hatte gelernt, Hilfe anzunehmen. In diesem Realitätsabgleich hatte er gegengecheckt: Wo stehe ich. Was muss ich noch lernen.“

Durchhalten dank Bergsteigen

Bergsteigen wiederum fördert das Durchhaltevermögen. Jonathan Hof sagt: „Ich stimme jede Aktion auf die Bedürfnisse der Jugendlichen ab. Daher bin ich stets hellhörig, um herauszufinden, wo Ängste sind. Wenn ich dann ein schönes Erlebnis mit einer Herausforderung kombiniere und die Angst eliminiere, habe ich sehr viel erreicht.“

Es sei wichtig, ehrlich gegenüber sich selbst zu sein. Und eine Herausforderung, in diesem Fall Bergsteigen, Mountainbiken oder Klettern, könne die Ehrlichkeit gegenüber sich selbst fördern.

Vertrauen aufbauen beim Kanufahren

Beim Kanufahren geht es darum Vertrauen aufzubauen. Zu sich und zu anderen. Einmal wollte Hof geübte Teams durchwechseln. Die Abwehrhaltung der Gruppe war zunächst groß. Dank des Vertrauensvorschusses eines Jugendlichen, der die anderen bestärkte, gelang das Experiment.

„Ich freue mich, wenn die Jugendlichen sagen ‚ok, das probieren wir mal aus“, so Hof. „Offen werden für Veränderung und damit das Sozialverhalten positiv verändern, das ist mein Ziel.“

Mutig Mountainbiken

Mountainbiken fördert die Koordination und den Mut. „Tatsächlich wirkt der Sport so befriedigend, dass die Jugendlichen stabiler sind und weniger Lust auf Drogen verspüren“, so Hof. Das Glücksgefühl während und nach dem Sport reiche bei manchen aus.

Hof möchte bei den Jugendlichen die Lust auf Leben fördern. Seit einem halben Jahr ist er Erlebnispädagoge im Bereich U-Turn bei anderwerk. Zuvor hat er etwas mehr als ein Jahrzehnt in der Jugendhilfe gearbeitet. Zuletzt in einer teilbetreuten Jugendwohngemeinschaft. Davor drei Jahre als pädagogische Leitung eines Hauses für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge. Drei Jahre war er bei der Caritas in einer vollbetreuten Jugendwohngemeinschaft.

Grundsätzlich gehe es ihm darum, sich selbst ein Vorbild zu sein. Die Jugendlichen sollten nicht mehr nach anderen schauen, sondern stolz darauf blicken, was sie selbst können.

Abschließend resümiert er: „Sicher habe ich in der Erlebnispädagogik das Problem, dass Bewegungsverweigerer schwerer zu erreichen sind. Aber für die ist dann eben spazieren gehen ein Erlebnis. Und dann baue ich dort eine kleine Herausforderung ein, die Pädagogik wird wirken und der Mensch wird wachsen.“