Ex-Roadie jetzt in Festanstellung

Erfolgsgeschichte aus dem Bereich „Elektrowerkstatt“

Stolpersteine vermeiden, weitermachen, höher klettern und dabei das Leben genießen. Das alles aber ohne Zusatzsicherung oder Rücklagen. Im Großen und Ganzen gelingt Markus Neubauer*, was er anfasst. Doch dann machte der Körper schlapp. Die Berufsvorgaben wurden verschärft. Das Finanzamt und Co. wollten weitere Zahlungen, die der dann Arbeitslose nicht tätigen konnte. Dank seiner Festanstellung in der Elektro-Werkstatt von anderwerk ist nun erstmal Ruhe eingekehrt in seine zeitweise chaotischen Verhältnisse. Doch das könnte dem Freigeist Markus Neubauer* auch bald wieder zu langweilig werden …

A bissl was geht allerweil

Große Namen, große Bühnen, eine eigene Handschrift für Lichtkonzepte – Markus Neubauer arbeitet für AC/DC, die Ramones und auch die Zillertaler Schürzenjäger. Er verdiente gut und gab das Geld aus, wenn er es hatte.

„Markus Neubauer musste sich umstellen, erklärt Ralf Leprich, sein Sozialpädagoge bei der anderwerk Elektro-Werkstatt. „Neue Stecker, neue Anschlüsse, andere Hersteller, da muss man mehr am Ball bleiben. Außerdem hatte er ja keine Zeugnisse. Darum hat er keine Jobs mehr bekommen.“ So die eine Version.

Die andere lautet Bandscheibenvorfall, Miniskusschmerzen, kaputtes Kniegelenk. „Ich konnte in dem Zustand keine schweren Motoren mehr an die Hallendecken hängen“, erklärt Neubauer. Außerdem habe es auf einmal den neuen Beruf des Veranstaltungstechnikers gegeben. Er erklärt: „Ich zahle doch keine 5.500 Euro dafür, dass ich dann offiziell das machen kann, was ich seit Jahren mache.“ Zudem wollte er kein Ausbilder werden.

Zwei Versionen tauchen immer wieder auf im Leben von Neubauer. Fehlende Formulare die eine Version. „Ich war krank“, die andere.

Ralf Leprich sagt: „Ich war stinksauer. Er war kurz davor, bei anderwerk beziehungsweise dem Kostenträger herauszufliegen und daran war er komplett selber schuld! Diese mangelnde Verantwortung für sich selbst ist ein Jammer. Es geht doch darum nicht nur Ausflüchte zu suchen, sondern etwas zu machen.“

Aktuell stimmen seine Vorgesetzten und Kollegen bei der anderwerk Elektro-Werkstatt überein: „Neubauer ist ein gepflegter, sehr zuverlässiger, schlauer Kollege.“

Ich brauche keine Karriere. Gute Arbeit ist Ehrensache

Dass Büroarbeit nicht sein Ding ist, führte schon sehr früh zu finanziellen Problemen: Neben den ersten Einsätzen als Roadie bei den Ramones übernahm er eine Disco, die mit Schulden belastet war. Später kam eine Insolvenz hinzu. „Nach dem Offenbarungseid war ich ein paar Jahre sicher.“

Neben der fleißigen Arbeit für die größten und bekanntesten Bands der Welt ließ er es sich immer wieder gut gehen: So lebte er zwei Jahre auf der Karibikinsel Martinique. „Aber immer Urlaub ist auch langweilig.“

Jetzt mit 48 Jahren ist für den Ur-Münchener alles nicht mehr so einfach. „Ich habe auch schon zwei, drei Nächte im Perlacher Forst gezeltet, als ich keine Wohnung hatte. Das geht mal zwischendurch.“ Doch jetzt sei er froh um seinen Job bei anderwerk.

Vier Jahre wird das Finanzamt noch seinen Lohn pfänden. Aber am wohlsten fühle er sich unter seinen Roadie-Kollegen, die sich eher als Lebenskünstler sähen. Bei anderwerk in der Elektro-Werkstatt arbeitet er mit langzeitarbeitslosen Münchnern zusammen, die weitaus weniger erfahren sind als er. „Langfristig will ich wieder kreativ als Lichttechniker an Bühnen arbeiten. Ich schaffe mit Beleuchtung Atmosphäre. Carolin Reiber hat sich mal bei mir bedankt, dass ich sie 10 Jahre jünger mache. Ich kann mit Licht fast zaubern.“ Und käme irgendwann eine Band wie Baby-Metal an, würde er auch sofort wieder schwach werden.“

*Name von der Redaktion geändert