Der etwas andere Unterricht
Projektwoche der BSSA (Berufsschulsozialarbeit anderwerk)
Lernen kann praktisch sein: Bei der nächsten Einladung kann Ayla für den Blumenschmuck im Haar sorgen, Mariam weiß nun doch etwas genauer, was sie später im Job erwartet und Tessa beherrscht nun Henna-Bemalung. Doch die Projektwoche organisiert von einem Team des anderwerk BSSA (Berufsschulssozialarbeit) und den Berufsschulen dient vor allem dem sozialen Aspekt des Miteinanders.
Fabienne Hellstern, Sozialpädagogin bei der anderwerk BSSA erklärt: „Wenn sich eine Gemeinschaft bildet, unterstützen sich die Schüler*innen auch. Wir haben viele Einzelkämpfer*innen und hoffen, dass sich daraus mehr Teamplayer entwickeln.“ Sie hoffe beispielsweise, dass in den bestehenden WhatsApp-Gruppen Schüler*innen, die etwas verpasst haben, über Lerninhalte informiert werden. Sie fügt an: „Mit der Projektwoche, also dem Zusammensein in der Klasse, nicht im Unterrichts-Setting, fördern wir den sozialen Austausch, die Zugehörigkeit, das bessere Kennenlernen und eben das Gemeinschaftsgefühl.“
Die Berufsschulen boten passend zu ihren Schwerpunkten verschiedene Aktivitäten an. Ziel war die Informations-/Wissensvermittlung zu speziellen Themen. Mal ging es ins jüdische Museum mit interaktiver Führung, mal wurde getanzt, mal ging es um Teambuilding (Tower of Power-Spiel), mal um tatsächliche Ausbildungsinhalte, wie das Sezieren eines Schweineherzens oder eines Schweineauges für MFA’s. Und mal gingen die Sozialpädagoginnen einfach auf die Interessen der Schüler*innen ein und boten einen Workshop zu Henna-Malerei auf den Händen an. Zunächst beginnt bei fast allen Schulen jeder Workshop-Tag mit einem gemeinsamen Frühstück der Klasse. Anschließend verteilen sich die Schüler*innen in den jeweils ausgewählten Workshop.
Der Workshop ‚Sezieren‘ war sehr gefragt, aber die Teilnahme begrenzt. Angeboten wurden es von der Berufsschule (BS) für Berufsschule für Fachkräfte in Arzt- und Tierarztpraxen und pharm.-kaufm. Angestellte. Die Teilnehmer*innen übten an Schweineherzen und Schweineaugen.
Grundsätzlich bevorzugten die Schüler*innen Inhouse-Kurse. Aber Hip Hop und TikTok Tanzkurse kamen immer noch gut an. Angeboten wurden diese Kurse vor allem von der BS für Holztechnik und Innenausbau.
Floristik, also Blumen, Kränze und Haarschmuck binden bot die BS für Holztechnik und Innenausbau.
Die von anderwerk betreuten BS werden zu 90 Prozent von Mädchen besucht. Die BS für Holz (noch) mehrheitlich von jungen Männern.
Die Floristik-Kurse waren sehr beliebt.
Zu den Kreativ-Workshops gehörte Malen und Zeichnen mit verschiedenen Techniken.
Henna-Bemalung der Hände war sehr beliebt. Laut Fabienne Hellstern war hier die Stimmung besonders entspannt und die jugendlichen Mädchen unterstützten sich gegenseitig und auch die Gruppenarbeit funktionierte perfekt.
Trommeln war sowohl als kreative Leistung als auch als körperliche Betätigung und Stressbewältigung im Angebot.
„Schule der Zukunft“ war der Titel dieses Workshops. Da eine der Schulen bald umziehen muss, hatten die Schüler*innen hier die Gelegenheit sich auszumalen, wie es im besten Falle einmal sein sollte. „Die Ideen reichen von Pflanzen in allen Räumen, über offene Räume und den Verzicht auf Türen bis hin zu komplett neuen Konzepten – und genau so haben wir uns diese Zukunftsgedanken gewünscht. Einfach mal frei denken“, so Fabienne Hellstern.
Aufgrund der Corona-Maßnahmen konnte die Projektwoche zwei Jahre lang nicht stattfinden. Die Sozialpädagoginnen berichten, dass darum bei den Schüler*innen ein großer Bedarf darin bestand, Schönes und Interessantes fernab von Unterricht zu erleben. „Die jungen Leute kannten sich kaum. Bei den Ausflügen und Workshops hatten sie nun viel Zeit sich und auch die Klassenleistung in angenehmer, lockerer Atmosphäre kennenzulernen.“ Die Teilnahmen an den Workshops war klassenübergreifend, denn die Schüler*innen wählten nach eigenen Interessen aus. „Darum waren die Auszubildenden auch entspannt, tauschten sich aus und lernten sich ungezwungen näher kennen.“
Fabienne Hellstern erklärt weiter: „Wir wollen erreichen, dass die Schüler*innen den Ort Schule und das Lernen und den Unterricht mit etwas Positivem verknüpfen.“ Das hat offensichtlich bereits während der Projektwoche geklappt. Denn zum ehrlichen Erstaunen der Sozialpädagoginnen standen die Schüler*innen vor dem Zimmer der Zukunftsberatung während der Projektwoche Schlange. Hier erklärten die Fachlehrer, wie es nach der BS mit BOS, FOS oder Fachwirt weitergehen könnte. „Ich spreche für alle“, so Fabienne Hellstern, „wenn ich sage, wie sehr wir uns freuen würden, wenn die Schüler*innen sich neue Ziele steckten und darauf hinarbeiteten. Dann hätten wir alles richtig gemacht.“