Wie gehe ich mit Geld und Schulden verantwortungsvoll um?

CASHLESS-MÜNCHEN informiert und klärt auf

Am besten gar nicht erst in die Schuldenfalle tappen! Um Schüler*innen davor zu bewahren ist Arne Füller von CASHLESS-MÜNCHEN präventiv an Münchner Schulen unterwegs. Er gibt einen Einblick, welche Fragen er den Jugendlichen stellt und mit welchen Rollenspielen er sie aus der Reserve lockt.

Und mal ganz ehrlich: Wie haben Sie sich Ihre erste Bank ausgesucht? Wissen Sie, wie die Schuldnerberatung funktioniert? Und wer kann den Unterschied zwischen Inkasso und Gerichtsvollzieher erklären, ohne zu googeln? Vielen Fragen kann sich auch so mancher Erwachsene stellen …

Wem würdest Du Geld leihen?

Diese Frage stellt Arne Füller von CASHLESS-MÜNCHEN gerne zu Beginn an Berufs-, Mittel- und Grundschulen: Wofür würdest du Geld verleihen? Bei den Antworten kommen oft interkulturelle Aspekte zum Tragen. Sobald ein Familienangehöriger oder Freund um Geld bitte, zögerten mancher kaum. Gerne werde bei jungen Menschen das Prinzip ‚eine Hand wäscht die andere‘ verfolgt: Lad‘ ich dich heute ein, bist du beim nächsten Mal dran.“ Arne Füller erklärt weiter: „In manchen Umfeldern ist es auch akzeptiert oder normal, Schulden zu haben.“

Was sind überhaupt Schulden?

Fällt ein überzogener Dispo schon unter die Kategorie Schulden? Faktisch ja, in der Gefühlswelt vieler Jugendlicher nein. Ein noch nicht abbezahltes Smartphone oder eine stark belastete Kreditkarte sind für die meisten keine Schulden. Durch die Erklärung verschiedener Kreditsysteme verstehen die 10- bis 20-Jährigen, dass Schulden schneller entstehen können, als von ihnen vermutet. Und dass darauf Konsequenzen wie Mahnungen und schließlich Gerichtsvollzieher und Gefängnisstrafen folgen können.

Weißt du, wann du einen Kaufvertrag abschließt?

„Wie heißt Du?“ „Alex.“ „Warte, ich schreib’s mir kurz auf.“ „Alex?“ „Ja.“

Im Rollenspiel gelingt es Arne Füller von CASHLESS-MÜNCHEN meist schon nach den ersten zwei Sätzen, einen neuen Vertrag mit seinem Gegenüber abzuschließen. In diesem Fall hat Alex einfach mit „Ja“ geantwortet. Am Telefon hätte er nun einem Stromtarifwechsel zugestimmt und einen mündlichen Vertrag abgeschlossen. Von Betrügern werden diese Gespräche auch aus dem Zusammenhang gerissen, neu zusammengeschnitten und das Ja als vertragliches „Ja“ verwendet.

Aufmerksamkeit und Bewusstsein für mögliche Betrugsfälle können vor Doppelverträgen, überhöhten Ausgaben und in der Folge vor Schulden schützen.

Wer bekommt hier noch Taschengeld?

Finanzielle Erziehung via Taschengeld ist in den letzten Jahren aus der Mode gekommen. Je weniger Geld im Elternhaus vorhanden ist, desto seltener erhalten die Kinder Taschengeld. Stattdessen fragen die Kinder oder Jugendlichen zu Hause bei den Eltern nach, wenn sie Geld brauchen und bekommen es (meistens). So lernen sie nicht, ihre Ausgaben von einem Tag auf eine Woche oder einen Monat hochzurechnen und zu planen.

Wofür gibst Du Dein Geld aus?

Manche geben einen Teil ihres Gehalts an die Familie ab. Manche wünschen sich hippen Luxus wie Markenkleidung à la Gucci, Nike, Jordan und Louis Vuitton, doch insgesamt bleibt für die Freizeitgestaltung für viele Azubis wenig Geld übrig.

Arne Füller, CASHLESS-MÜNCHEN, erklärt: „Jugendliche waren schon immer beeindruckt von Leuten, die es geschafft haben, viel Geld anzuhäufen und das auch zu zeigen. Ich kritisiere das nicht, sondern hinterfrage es vorsichtig. Dabei informiere ich auch über Schuldnerberatung. Denn Jugendliche verschulden sich immer noch oft, indem sie Statussymbolen zur Schau stellen, was legitim ist und ihnen natürlich zusteht. Dazu gehören Turnschuhe genauso wie ein überperfektes Äußeres, mit monatlich gemachten Augenbrauen, Wimpern und Nägeln“.

Wer trägt Schuld an Schulden?

„Wenn ich erst einmal arbeite, habe ich auch Geld übrig“ – mit dieser Erwartung beginnen viele Jugendliche ihre Ausbildung. Arne Füller erklärt: „In der Realität sind die Lebenshaltungskosten in München sehr hoch. Die Ausbildungsvergütung, also das Gehalt der Azubis, ist niedrig. Parallel besteht aber der Wunsch, am Konsum teilzuhaben. Die Werbung und Buy-now-pay-later-Angebote, die sich mit einem freundlichen „Du“ an Jugendliche richten, können dafür sorgen, dass sie sich schließlich verschulden.

Wer berät Dich bei Schulden?

Viele Jugendliche antworten Arne Füller von CASHLESS-MÜNCHEN auf die Frage, wer sie bei Schulden beraten könne: „Anwalt“, „Finanzbeamter“ oder „Bankberater“. Gerade bei der Bankberatung wünscht sich Arne Füller, dass die Jugendlichen zukünftig erkennen, welche Interessen dahinter stecken könnten. „Ich stelle in der Klasse die Frage, womit die Banken wohl ihr Geld verdienen. Und, ob sie glauben, dass eine Beratung in der Bank neutral sein muss? Und welche Pflichten eine Bankberater*in hat?“ Dass es sich bei der Bankberatung oft um ein Verkaufsgespräch handelt, sei den Jugendlichen selten bewusst.

Auch würden sich Jugendliche bei der Wahl ihrer Bank leider oft nicht mit Themen wie Gebühren, Anzahl der Geldautomaten oder Kontoführungskosten auseinandersetzen. „Stattdessen suchen sich viele Jugendliche ihre Bank danach aus, wo ihre Eltern sind.“

Wie spart ihr Euer Geld?

Schon mal was von „Cash Stuffing“ gehört? So sparen Jugendliche heute ihr Geld. Wie anno dazumal wird Bargeld am Monatsanfang in unterschiedlich beschriftete Umschläge gesteckt. So teilen sie sich ihre Ausgaben auf. Auf TikTok trendet der Hashtag und auf Instagram werden die schönen Umschläge gezeigt.

Arne Füller findet diese altmodische Methode nicht grundsätzlich schlecht. Er zeigt aber auch digitale Alternativen auf. Wichtiger ist ihm, dass sich die Jugendlichen überlegen, wofür sie sparen. „Meine Frage ist: Geht es um Sicherheit oder um Liquidität?“ Dementsprechend erklärt er verschiedene Anlage- oder Sparmöglichkeiten und weist auf die jeweiligen Risiken hin. „Beim Bargeld hat man das Ersparte im wahrsten Sinne des Wortes im Blick. Das Geld arbeitet dafür nicht für einen.

Was passiert, wenn ihr eine Rechnung nicht zahlt?

„Hier sind ein paar Fachbegriffe, bringt sie bitte in die richtige Reihenfolge.“ Mit dieser Aufgabe macht Arne Füller von CASHLESS-MÜNCHEN die Jugendlichen zunächst mit Fachtermini und Realitäten vertraut. „Pfändung, Mahnung 1 und 2, Schufa, Inkasso, Gerichtsvollzieher“

Anschließend weist er auf Handlungsmöglichkeiten hin, die den meisten völlig unbekannt sind: „Meist schlagen die Schüler*innen zuerst eine private Umschuldung vor“, erzählt Arne Füller. „Dann folgen mehr Arbeit, einen Nebenjob oder der Verkauf von Eigentum. An Schuldnerberatung, einen Haushaltsplan und eine Zielperspektive denken sie noch nicht.“

Warum verschulden sich Menschen?

Mit dieser Frage macht Arne Füller von CASHLESS-MÜNCHEN darauf aufmerksam, dass das Schicksal einem übel mitspielen kann: Gerade in teuren Großstädten wie München seien schon junge Menschen von Armut bei Vollzeitbeschäftigung oder eben Arbeitslosigkeit betroffen. Fehlende oder geringe Bildung oder Diskriminierung führten in schlechter bezahlte Arbeitsstellen. Hinzu komme bei manchen mangelnde soziale Absicherung. „Die Ausgangslage ist für einige schon schlechter, wenn in der Familie kein Geld für Nachhilfe, Studium und andere Förderung vorhanden ist. Kein Startgeld, kein Auto, eventuell kein Geld für einen Führerschein. Die Konsequenzen der strukturellen Armut sind mannigfaltig“, so Arne Füller.

Bei etwas Älteren können bereits Faktoren wie Trennung, Scheidung oder auch den Tod des Partners eine Rolle spielen. „Dabei sind meist gemeinsame Anschaffungen oder Investitionen die Ursache für Schulden.“ Im Grunde gehe es bei allem auch darum, sich bewusst zu machen, dass sich jeder von uns unschuldig oder unbewusst verschulden kann. „Wir helfen, die Schuldenfalle zu vermeiden. Aber es gilt, Verständnis zu haben. Und vielleicht auch sein Umfeld zu warnen. Oder zu uns zu schicken, denn wir beraten präventiv. Wer sich verschuldet hat, den verweisen wir zur Jugendschuldnerberatung.