Vom einsamen Cosplayer zum sozialen Scanoperator

Erfolgsgeschichte aus dem Bereich Gebrauchtwaren

Er sieht nicht aus wie 39 und mit seiner lieblichen Jugendstimme klingt er auch nicht so. Mike Lang* ist überhaupt schwer einzuordnen. Sowohl äußerlich als auch persönlich. Privat verkleidet sich der Cosplayer gerne. Beruflich ist er dank anderwerk im  Kollegenkreis angekommen und hat eine Festanstellung als Scanoperator gefunden. Seine erste Festanstellung. Mit 39 Jahren

Äußerlich ist Mike Lang durch ein schiefes Knie gesundheitlich stark eingeschränkt. Die Folgen sind weitreichend: Die Schmerzen und der schwer erreichbare Arbeitsplatz, führten dazu, dass er seine Ausbildung zum Bürokaufmann kurz vor dem Abschluss abbrach.

Rückzug in die eigenen vier Wände

Sein Elternhaus war nicht stabil. Vielleicht ein Grund für seine distanzierte, kühle Art und auch für seine eher verzögerte Entwicklung. Innerlich wie äußerlich. So war neuen Kolleg*innen wie Vorgesetzten bei anderwerk zunächst nicht klar, ob sie ihn mit dem männlichen oder weiblichen Pronomen ansprechen sollten. Privat lebte er ohne Freunde in seiner eigenen Welt und stand nur über die Chat und Forenkommunikation seiner Hobbys Coslay und Animé in Kontakt zu anderen. Viele kannten nur seinen Avatar und wenn er sich traf, dann in Manga-Verkleidung bei einem Event. Der echte Mike war eher unsichtbar.

Er musste sich in die Hierarchie einfügen

Beruflich ging es nach der abgebrochenen Ausbildung mehr als zehn Jahre später an der Supermarktkasse weiter. Denn Operationen, Reha und Genesung nahmen ihn lange in Anspruch. Über das Jobcenter arbeitete er anschließend als Fahrer in einem sozial-engagierten Unternehmen, wo er jedoch nach einem Unfall mit Sachschaden nicht länger eingesetzt wurde.

Sicher nicht der einzige Grund für das Ende dieses beruflichen Engagements. Sarah Dormels, anderwerk-Sozialpädagogin berichtet: „Anfangs zeigte er auch bei uns ein Hierarchieproblem und erreichte sehr schnell die Grenzen seiner Belastbarkeit. Je nach Situation wurde er dann laut oder weinte“.

Mike Lang hat sich verändert

Bemerkenswert sei jedoch seine Offenheit für Feedback und Anregungen. „Er macht heute seinen  einen eigenen Plan und kann sich abgrenzen, sich sortieren und schafft es so den Druck von sich fernzuhalten“, sagt Dormels. Mike Lang hat sich verändert. Auch und gerade durch die konstante Arbeit bei anderwerk und den Austausch mit seinen Kolleg*innen und Vorgesetzten. Er ist zugänglicher und hilfsbereiter geworden, vor allem in technischen Fragen. Sarah Dormels sagt: „Mike Lang konnte sich bei anderwerk durch sein Interesse an Technik profilieren. Er war dadurch beliebt und diese Erfolgserlebnisse gaben ihm Auftrieb.“ Neben den alltäglichen Computerproblemen spezialisierte er sich bei den Gebrauchtwaren von anderwerk auf Produktfotografie, Nachbearbeitung und Produktbeschreibungen. „Wir konnten ihm immer mehr Verantwortung übertragen“, erzählt Sarah Dormels. „Mit der Zeit war er ein fester Teil des Webshop-Teams geworden. Andere Kollegen schätzten ihn für sein PC-Wissen. Er hatte sich bei uns einen Namen gemacht. Aber er wäre dann auch einfach dabei geblieben.“ Ziel der Maßnahme ist aber nicht nur der Verbleib, sondern die Integration in den ersten Arbeitsmarkt.

Jobcoaching und Berufsvorbereitung

Das Jobcoaching des Jobcenters und die Berufsvorbereitung führten dann dazu, dass er sich für eine Stelle als Scanoperator im Archiv eines Unternehmens interessierte. „Ich musste ihn pushen und stetig darauf drängen, dass er sich bewirbt“, berichtet Dormels. „Aber dank des Drucks haben wir jetzt ein tolles Ergebnis: Mike Lang beherrscht die Datenerfassungssoftware des Unternehmens und hat dort einen festen Vertrag erhalten.“

Wichtig für Mike Lang ist laut Sarah Dormels auch, dass er jederzeit in die Kantine von anderwerk kommen und seine alten Kolleg*innen besuchen kann. „Das Umfeld bei anderwerk, mit Menschen, die ihn kennen und mögen, gibt ihm die Sicherheit, die er draußen braucht.“

*Name von der Redaktion geändert.