Erfolgsgeschichte: „Hip Hop was his first love“
Erfolgsgeschichte aus dem Bereich „ambulante Erziehungshilfen“ (aeH)
Mit 17 Jahren blickte Mesut auf zwei Jahre Schulerfahrung zurück. Heute, nur eineinhalb Jahre später, hat er seinen Mittelschulabschluss in der Tasche und absolviert eine Lehre zum Fachlageristen. Es sieht gut aus für ihn. Zu verdanken hat er dies Felix Fertl und dem Team der Ambulanten Erziehungshilfen bei anderwerk. Gefeiert hat er seinen Erfolg mit Fertl bei einem selbst bezahlten Abendessen. In Jogginghosen – ganz Hip-Hop-Style.
Mesut wuchs zwar mit zwei älteren Geschwistern auf, doch keiner fühlte sich tatsächlich verantwortlich für das Nesthäkchen. Die Mutter arbeitet bis heute Vollzeit als Reinigungskraft. Die Geschwister sind in andere Städte gezogen und der Vater hatte sich bereits wenige Jahre nach Mesuts Geburt zurückgezogen. Fachlich ausgedrückt zeigte Mesut schon sehr früh Verhaltensauffälligkeiten, gibt sich bis heute distanzlos, ist verbal sehr auffällig und entbehrte eines Wertesystems. „Platt gesagt,“ so Fertl, „ein armer Rotzlöffel, der den Clown macht, um aufzufallen.“ Und laut Fertl auch nicht verstand, was falsch und richtig sei, aber das Herz am richtigen Fleck habe.
Einzelunterricht und Konzentation auf ein Thema
Durch die Pflichtjahre lavierte sich Mesut mit Mühe. Erst nachdem (s)eine Pfefferspray-Attacke in der Berufsschule zu Strafe und Sozialarbeit führte, wurden die ambulanten Erziehungshilfen Mesut zur Seite gestellt. Was diese im Gegensatz zu den bisherigen Betreuern oder Lehrern anders machen? Felix Fertl erklärt: „Zum einen erhält Mesut nun Einzelunterricht. Das hilft in Sachen Konzentration. Zumal er meiner Ansicht nach unter nicht diagnostiziertem ADHS leidet. Zum anderen lasse ich mich nicht von verbalen Ausrutschern wie ‚Hxxxsohn’ aus dem Konzept bringen, bleibe beim Thema und verzichte auf Bemerkungen über Stil und Etikette.
Hip-Hop, seine Musik, hat ihn beruhigt
Mesuts Meinung über sich bestand bislang aus: „Ich mache immer einen schlechten ersten Eindruck“ und „Ich darf eh nicht dazu gehören.“ Erst die Erfolgserlebnisse in der Schule, der Mittelschulabschluss, der erste Job und das erste selbst verdiente Geld führten zu einer positiven Wende. Und schließlich zum Ausbildungsplatz.
„Damit Mesut das schaffte“, berichtet Felix Fertl stolz, „war ich für ihn Sachbearbeiter, Sekretär, Anwalt und vor allem Motivator. Bei einer Unterrichtsdauer von vier Stunden bestand eine Stunde aus Motivation und der Feier seiner kleinen Erfolge.“ Zusätzlich hielt das Team ihn durch Reflexion und positives Feedback, vor den falschen Freunden ab und gab ihm Tipps, wie er etwas zur Ruhe kommen könnte. „Wir haben uns einfach auf ihn konzentriert“, so Fertl, „und ihm gesagt, er solle sich mit geschlossenen Augen auf seine Hip-Hop-Musik einlassen.“
Mesut will Karriere machen
Mittlerweile steckt Mesut seine Energie in seine Arbeit, ist ausgelastet und erhält auch verdientes positives Feedback. Das Versprechen, das er seiner Mama vor Jahren gab, wird er wohl halten: ‚Mama, ich werd nicht wie die Leute, die immer im Hof abhängen.`
Felix Fertl weiß, dass Mesuts Zukunft immer noch gefährdet ist. „Er nimmt zwar keine Drogen, trinkt nicht und ist nicht kriminell. Aber er ist wankelmütig und strebt nach Konsumgütern, die er sich nicht leisten kann.“ Gucci sei seine Lieblingsmarke und sein Traumjob Youtuber. Aber Felix Fertl sagt: „Ganz ehrlich, Mesut hat gute Ideen, hat Pläne und den Wunsch Karriere zu machen. Was will ich mehr.“
*Name von der Redaktion geändert