Sein erster fester Job

Erfolgsgeschichte aus dem Bereich „Kfz“

Anton Mayer* hat heute seinen ersten festen Job. Auch und vor allem Dank anderwerk. Bis dahin war viel passiert: 

Noch 15 Meter. Er konnte sich gut halten. Stand mit beiden Beinen außen auf dem schmalen Absatz der S-Bahn. 10 Meter. Im Inneren der Bahn wollte er nicht sein, weil er sich strafbar machen würde. Drogenbesitz. S-Bahn-Surfen als letzte Option. Folgenschwer. 5 Meter. Zwischen Stützbalken und S-Bahn hätte er nicht gepasst. 1 Meter. Absprung. Besser verletzt als tot.

Rückblick: 10 Jahre zuvor, am Harthof, als Teenager hatte er das erste Mal Heroin geraucht. Als der Bedarf stieg, war Spritzen bald effizienter. Als die Hauptschule endete, drehte sich die Spirale einfach weiter. Kein Schulabschluss, keine Ausbildung, kein Geld. Beschaffungskriminalität als letzte Option. Die Eltern setzen ihn vor die Tür.

Als er mit 26 Jahren an der Donnersbergerbrücke im Gleis lag, soeben das halbe Bein verloren, hatte er für einen Moment überlegt, ob er sich umdrehen sollte. Den Kopf aufs Gleis legen, sodass mit der nächsten Bahn alles vorbei wäre. Eine Option. Aber er wollte leben, wollte weitermachen.

Er hatte es ja schon so oft weitergemacht. Hatte Hilfsjobs übernommen, in einem Getränkemarkt gearbeitet, eine feste Freundin gehabt. Doch Alkohol und Drogen zerrütteten die Beziehung. Zu seinem fast 30-jährigen Sohn hat er heute keinen Kontakt mehr. Der Sohn wuchs in einer Pflegefamilie auf. Mayers damalige Freundin hatte sich nur um ein Kind kümmern können. Seine heute 25-jährige Tochter besuchte er zuletzt an Weihnachten. Ein Lichtblick. Zu dem in letzter Zeit immer mehr kommen!

Stabil – im Rahmen seiner Möglichkeiten

Anton Mayer ist heute 49 Jahre alt und arbeitet in der KfZ-Reinigung der Werkstatt von anderwerk. Er hat ein gepflegtes Äußeres, ist höflich und motiviert. Bis hin zum Perfektionismus. Und er möchte mehr arbeiten. Momentan schafft er 3 Stunden am Tag. Sein Fuß wurde damals amputiert. Aufgrund dessen kann er nicht schwer heben.

Peter Pieroth, dipl. Sozialpädagoge (FH) bei anderwerk sagt: „Anton Mayer ist mittlerweile stabil im Rahmen seiner Möglichkeiten. Darüber freuen wir uns, denn er nimmt jetzt am Leben in der Gemeinschaft teil.“ Nach seinem folgenschweren Unfall leidet er heute unter Narben-, Nerven- und Phantomschmerzen. Daraus ergibt sich die Kombination des Konsums von Schmerz- und Schlafmitteln. Zusätzlich nimmt er Ritalin gegen ADHS und Methadon als Heroinersatz zu sich. Nach einem Niereninfarkt hat er seit ein paar Jahren nur noch eine Niere.

Er ist anerkannt, weil er arbeitet

Peter Pieroth begrüßt die Teilnehmer*innen wie Anton Mayer jeden Morgen, wenn sie bei anderwerk ankommen. „Wir fokussieren nicht darauf, was war, sondern darauf, was heute ist. Damit arbeiten wir.“ Auf dem ersten Arbeitsmarkt werde er es nicht schaffen. Aber im Anschluss an die AGH gäbe es den 3. Arbeitsmarkt. Damit man Herrn Mayer weiter eine Tagesstruktur anbieten könne, in dem er aktiv am Arbeitsleben teilhat und nimmt.
Anton Mayer lebt seit 21 Jahren von ALG II und ist seit über 30 Jahren süchtig. Bisher hat er keine Maßnahmen durchgezogen. Doch anderwerk gibt ihm Kraft: „Hier habe ich gemerkt, ich kann mehr als ich mir bisher zugetraut habe. Mir wurde nie die Chance gegeben, zu zeigen, was ich drauf habe.“

Er sagt, dass er ein bis zwei feste und langjährige Freunde habe und einen Nachbarn, den er täglich sehe. Der lobte ihn neulich: „Ich hätte nie vermutet, dass Du mal arbeitest.“ Und auch seine Kontaktpersonen bei Condrobs hätten ihm nie zugetraut, je wieder in der Arbeitswelt Fuß zu fassen.

Peter Pieroth freut sich mit ihm. „Jetzt ist er anerkannt. Und damit haben wir erst einmal sehr viel erreicht.“

*Namen von der Redaktion geändert